Medikamente
Für die Therapie Ihres Hundes stehen verschiedene Antiepileptika zur Verfügung, über die Sie ihr Tierarzt gerne weitergehend informiert und einen Therapieplan für Ihr Tier erstellen wird.
In Deutschland sind zur Behandlung der idiopathischen Epilepsie beim Hund vier Wirkstoffe zugelassen.
Übersicht über die verfügbaren Medikamente:
Zur Notfallbehandlung durch den Tierarzt:
- Diazepam (Ziapam®) – intravenös zu verabreichen
Zur Dauertherapie zu Hause:
- Imepition (Pexion®)
- Phenobarbital (Luminal Vet®, Luminaletten Vet®, Phenoleptil®, Epityl®)
- Kaliumbromid (Libromide®)
Pexion® und Phenobarbital sind jeweils zur Erstbehandlung zugelassen, während Kaliumbromid nur zusätzlich zu einem anderen Medikament gegeben werden darf.
Pexion® ist das erste speziell für den Hund entwickelte Antiepileptikum.
Es entfaltet seine volle Wirksamkeit innerhalb von zwei Tagen, sodass der Tierarzt zusammen mit Ihnen innerhalb weniger Tage beurteilen kann, ob die Therapie bei Ihrem Hund anschlägt oder nicht. Beachten Sie dabei allerdings die große Variabilität der Erkrankung, es könnte sein, dass Ihr Tier gerade jetzt einen „Krankheitsschub“ hat.
In klinischen Studien hat Pexion® eine vergleichbare Wirksamkeit zu Phenobarbital nachgewiesen.
Pexion® führt nicht zu einer Abhängigkeit und auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt. Pexion® steigert nicht die Aktivität von Leberenzymen, so dass kein Einfluss auf die Leber und den Leberstoffwechsel zu erwarten ist.
Wie bei allen Antiepileptika sind insbesondere in den ersten Tagen leichte Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder vermehrter Hunger möglich. Diese sind bei Pexion® in der Regel milder als bei Phenobarbital und gehen innerhalb der ersten 1-2 Wochen durch einen Gewöhnungseffekt zurück.
Phenobarbital gehört zur Substanzklasse der Barbiturate und ist zur Behandlung generalisierter Anfälle bei Hunden zugelassen. In klinischen Studien hat Phenobarbital eine vergleichbare Wirksamkeit zu Pexion® nachgewiesen. Es benötigt etwa zwei Wochen bis es die volle Wirkung im Körper des Hundes zeigt. Daher müssen Sie diese Zeitspanne abwarten, um den Erfolg mit der Startdosierung beurteilen zu können.
Phenobarbital führt etwa bei zwei Drittel bis drei Viertel der Hunde zu einer deutlichen Anfallsreduktion oder einer Anfallsfreiheit. Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Gleichgewichtsstörungen, vermehrter Harnabsatz oder erhöhter Durst und Hunger können aber in dieser Zeit bereits auftreten. Diese gehen meist nach 1-2 Wochen zurück, können aber auch dauerhaft bestehen bleiben.
Das Medikament kann in der Dauertherapie die Leberenzyme aktivieren und damit seinen eigenen Abbau beschleunigen. Daher muss von Zeit zu Zeit mittels Blutanalyse überprüft werden, ob der Wirkspiegel von Phenobarbital noch im Zielbereich liegt oder ob die Dosierung erhöht werden muss. Auch kann Phenobarbital die Wirksamkeit und den Abbau anderer Arzneimittel im Körper beeinflussen.
Lesen Sie daher aufmerksam den Beipackzettel und befragen Sie ihren Arzt, wenn Ihr Hund weitere Medikamente erhält.
Wichtig ist es zu beachten, dass Phenobarbital abhängig macht und Sie daher dieses Medikament auf keinen Fall einfach absetzen oder die Dosierung verändern dürfen – dies könnte zu vermehrten Anfällen führen!
Kaliumbromid ist wie Phenobarbital bereits seit vielen Jahrzehnten Bestandteil der Epilepsietherapie bei Mensch und Hund, hat aber in der Humanmedizin wie auch Phenobarbital aufgrund neuer Entwicklungen sehr stark an Bedeutung verloren. Es wird aktuell in der Regel als Kombinationsprodukt eingesetzt, wenn der zuvor verabreichte Wirkstoff nicht (mehr) ausreichend wirkt.
Bei der Therapie mit Kaliumbromid muss man zwei bis drei Monate warten, bis man beurteilen kann, ob die Therapie den gewünschten Erfolg bringt. Dies gilt natürlich auch bei jeder Dosiserhöhung.
Kaliumbromid als Wirkstoff verfolgt einen anderen Therapieansatz als Pexion® oder Phenobarbital, da die enthaltenen Bromid-Ionen stärker als Chlorid-Ionen in die Nervenzellen einströmen und so eine stärkere Ruhigstellung der Zellen erreicht wird.
Allerdings müssen Sie dabei beachten, dass während der Therapie eine gleichbleibende Fütterung einzuhalten ist, da eine Veränderung der Kochsalz-Menge (NaCl) vermieden werden muss. Dies heißt praktisch übersetzt, dass zum Beispiel die Aufnahme von gewürzten Speisen (z. B. Grillgut) oder Meerwasser absolut vermieden werden muss.
Medikamentengabe
Die meisten Epilepsie-Medikamente werden oral als Tabletten verabreicht. Die Medikamentengabe muss regelmäßig und immer ungefähr zur gleichen Tageszeit erfolgen. Ändern oder unterbrechen Sie die Medikation NIE, ohne vorher mit Ihrem Tierarzt gesprochen zu haben. Ein abruptes Beenden der Medikation kann einen Krampfanfall verursachen und eine Notfall-Behandlung erforderlich machen.
Weitere Wirkstoffe
Wenn keiner der drei für Hunde zugelassenen Wirkstoffe in Maximaldosierung den gewünschten Erfolg bringt, kann Ihr Tierarzt Medikamente aus der Humanmedizin „umwidmen“ und versuchen, damit den gewünschten Therapieerfolg herbei zu führen. Diese werden in der Regel zusätzlich zu der bereits bestehenden Therapie verabreicht.
Notfallmedikation
Es ist möglich, dass der Tierarzt Ihnen als Notfallmedikament aus der Humanmedizin umgewidmetes Diazepam in sogenannten „Rektal-Tubes“ zur direkten Behandlung während eines Krampfanfalls mit nach Hause gibt. Dies kann helfen, den Krampfanfall schneller zu beenden oder die Erholungsphase danach zu verkürzen.